Die heutige Kirche: Trinitatis
Die Zeit um 1882/83 gilt als Aufbruchszeit in das Zeitalter des Tourismus als neue Lebensgrundlage (nach Bergbau und Holzwirtschaft) für Braunlage.
In diesen Zeitabschnitt fallen viele die Zukunft gestaltende Ereignisse:
1882 Bau der ersten Badeanstalt
1883 Einführung des Skilaufes durch Oberförster A. Ulrichs
1884 Postamt
1886 Errichtung eines Badekometes
1887 Bau der Harzquerbahn, Gründung des Harzklubs mit Pastor Sorge als Gründungsmitglied
1892 Gründung des Wintersportvereins
1893 Bau einer Wasserleitung
1895 Sanatorium Dr. Vogeler
1899 Bau der Süd-Harz-Eisenbahn
1900 Sanatorium Dr. Barner
1887 bis 1889 wird auch eine neue Kirche gebaut. Sie wird an der gleichen Stelle errichtet, wo die 1886 abgerissene zweite Kirche stand (sie wurde als baufällig deklariert). Sie ist nicht größer, bietet nicht mehr Sitz- oder Stehplätze für die damaligen ca. 1500 Einwohner. Es mußte eine „NEUE“, zeitgemäße und „SCHÖNE“ Kirche her, die in die neue Aufbruchszeit passte. Schaut man sich das Bild der zweiten Kirche an, ein verständlicher Wunsch.
Baumeister ist der Herzogliche Regierungsbaumeister Heinrich Gebhardt, geb.1848 in Zorge.
Die Kosten in Höhe von 60.000 M werden durch 41.000 M Landes- und Kreismittel und 19.000 M Eigenmittel der Gemeinde Braunlage aufgebracht.
Kirchenglocken in Braunlage
Eine Kirche ohne Glocken ist keine Kirche, denn die Glocken läuten zum Gottesdienst und zu Andachten, zu Taufen, und zu Hochzeiten und sie erinnern uns an die Zeit.
Das Geläut in der ersten 1602 erbauten Kirche war nur gering gewesen, schreibt der Chronist J.B. Fricke. Später bestand das Geläut aus einer 1627 gegossenen Glocke und im Jahre 1697 von Heiso Meyer in Wolfenbüttel gegossenen zwei weiteren Glocken, die allerdings nicht mehr in den kleinen Dachreiter passten, sondern in einem separaten Glockenturm Platz fanden. In der 1714 eingeweihten 2. Kirche konnten keine Glocken untergebracht werden, das Fachwerk konnte ihr Geläut nicht ertragen, der Glockenturm blieb weiter in Betrieb. Zur Einweihung der heutigen Trinitatiskirche zogen alle Glocken in den extra stabil gebauten Kirchturm um.
Im ersten Weltkrieg musste Braunlage alle drei Glocken abliefern, zur weiteren „militärischen“ Verwendung. Erst 1920 konnte Ersatz in Hildesheim gegossen werden. Die kleinste Glocke erhielt wieder die Inschrift: „Gott segne Braunlage“ und eine andere erhielt die Inschrift : „Dem großen Kriege fiel zur Beute, der alten Glocken schön Geläute“. Im 2. Weltkrieg wurden dann wieder Glocken eingezogen, in Braunlage diesmal „nur“ zwei und „Gott segne Braunlage“ durften wir behalten, und sie läutet noch heute.
1951 erhielt Braunlage aus dem Hamburger Glockenfriedhof, dort lagerten die eingezogenen und noch nicht eingeschmolzenen Glocken, zwei alte Leihglocken aus Pommern. Eine davon hängt noch heute im Turm zum Läuten, die andere war hierfür zu schwer und passte nicht im Ton zu den anderen und hängt heute im Kirchenschiff als Mahnmal an die fürchterliche NS-Zeit. 1982 wurde unser Geläut mit einer neuen Glocke, gegossen in Heidelberg, ergänzt, und sie trägt die Inschrift, die wir auch in den Kirchenfenstern finden: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden“
Das Uhrwerk in Trinitatis
Trinitatis wurde nach den Plänen des herzoglichen Baumeisters Gebhardt erbaut und erhielt am unteren Ende des Kirchturmes 4 kleine Türme zur Aufnahme von 4 Ziffernblättern einer Kirchturmuhr, (in jede Himmelsrichtung ein Ziffernblatt).
Geliefert wurde eine Uhr erst 1925, also 36 Jahre nach der Einweihung der Kirche, von der Firma Weule aus Bockenem. Das mechanische Uhrwerk muss bis heute wöchentlich per Hand aufgezogen werden. Es besteht aus drei Räderwerken (ein Hauptwerk für die Uhr und zwei Nebenwerken bzw. Schlagwerken zum Stundenschlag). Das Hauptwerk steuert über eine Drehachse und Getriebe die Uhrzeiger auf den Ziffernblättern. Diese haben eine Besonderheit in der Darstellung der römischen Zahlen I bis XII , denn die römische Zahl 4 ist nicht wie üblich IV dargestellt sondern IIII.
Die notwendige Antriebsenergie bezieht die Uhr aus einem Gewichtsantrieb, d.h. wenn die Uhr aufgezogen wird, werden die Gewichte (für jedes Werk ein eigenes) wieder in die Höhe gezogen.
Der Kronleuchter
Der Kronleuchter in Trinitatis wurde nach dem Entwurf des Baumeisters H. Gebhard von dem Kunstschlosser Döpping aus Blankenburg angefertigt und aus Spenden der Braunlager Gemeinde bezahlt. Erst 1895 wurde der Kronleuchter angeliefert, d.h. für die ersten 6 Jahre nach der Einweihung gab es keine zentrale Beleuchtung. Ab 1905, mit der Errichtung der Aerogenen Gasanstalt, wurde der Leuchter mit Gas betrieben und später mit Elektrizität, 1913 wurde das Elektizitätswerk in der Wurmbergstraße errichtet.
Das Taufbecken
Ganz aus Holz wurde das vom damaligen Posthalter Karl Müller gestiftete Taufbecken von der Fa. G.Kuntzsch, Kunstanstalt, Wernigerode gefertigt, die auch das Kruzifix als Altaraufsatz herstellte. Das auch gestiftete Vorgänger-Taufbecken von 1884 steht als Erinnerungsstück in der Kirche. Da dieses Becken nicht aus Holz gefertigt war, musste es neu angeschafft werden. Aus der ersten Braunlager Kirche ist ein sehr altes Taufbecken von 1657 aus Kalkstein im Braunlager Heimatmuseum zu sehen.
Quelle der Bilder: Herr V. Papenberg, Herr Dr. H.U. Bonewitz